Die meisten Tiefdruckgebiete ziehen nördlich von uns vorüber. Manchmal kommt es jedoch vor, dass ein Tiefdruckgebiet so zieht, dass sein Kern Schleswig-Holstein genau überquert! Die extreme Nähe zu einem Tiefkern mag auf den Satellitenbildern zwar eindrucksvoll aussehen, aber für den Beobachter auf der Erde läuft das Wetter dagegen recht ruhig ab. Mitten im Kern ist es sehr windschwach, das gilt auch für Orkantiefs. Dabei tritt meist wechselnde Bewölkung auf, aus der häufig Niederschläge fallen.
Die höchsten Windgeschwindigkeiten im ganzen Tief treten immer im Randbereich um den Kerns herum auf. Auch das Entwicklungsstadium des Tiefs spielt eine Rolle: Wenn sich ein Sturmtief im Vertiefungsprozeß befindet und der Kern entsteht, kommt es in seinem Randbereich zu hohen Windgeschwindigkeiten.
Die genaue Beobachtung der Windrichtung gibt Auskunft über die Lage des Kerns: Bei Westwind liegt er noch nördlich, bei Ostwind dagegen südlich des Beobachters!
Der Kern eines alten Sturmtiefs lag am 6.11.99 genau über der Nordsee. Das Sturmtief war über dem Atlantik entstanden und hatte einen Tag vorher den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht. Sehr schön anzusehen ist immer wieder die gewaltige Wolkenspirale im Tiefkern.
Quelle der Satellitenbilder: Wetterzentrale
Die Bodendruckkarten vom 7. November 1999, 0 und 12 Uhr UT
Quelle der Karten:
Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald
Bei diesem Beispiel bewegte sich der Tiefkern langsam weiter ostwärts, wobei der am 7.11.99 genau über Schleswig-Holstein hinwegzog. Am 8.11.99 erreichte das alte Tief den Berliner Raum. Obwohl das Tief schon sehr alt und auf der Wetterkarte kaum noch auszumachen war, konnte man auf dem Satellitenbild immer noch eine schwache Wolkenspirale erkennen. Diese zog tatsächlich noch weiter bis zur Tschechoslowakai, wo sie sich dann am 9.11.99 gänzlich auflöste.
Am 26. Juni 2007 zog der Kern eines sommerlichen Sturmtiefs über Schleswig-Holstein hinweg. In Südholstein und an der niedersächsischen Nordseeküste kam es am Abend zu einen Sturm, wie man an den dort eng verlaufenden Isobaren sieht.
Die Bodendruckkarten vom 26. Juni 2007, 12 und 18 Uhr UT
Quelle der Karten:
Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald
Am Nachmittag sah man nach Westen (links) und Südosten (rechts) das Wolkenband der Okklusion
Am Abend entwickelten sich über Mittelholstein kräftige Schauer
Am 18. Januar 2007 zog der Tiefkern des Orkans "Kyrill" über das nördliche Schleswig-Holstein hinweg.
Die Bodendruckkarten vom 18. Januar 2007, 12 und 18 Uhr UT
Quelle der Karten:
Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald
Tiefer Luftdruck (links), aber wolkenarmer Himmel (rechts) im Kern von "Kyrill"
Am 21. März 2008 zog der Kern eines kräftigen Tiefs von Nordwest kommen über Schleswig-Holstein hinweg. Im Kern zeigte der Himmel viele Cumulonimben und sich kaum bewegende tiefe Wolken.
Die Bodendruckkarten vom 21. März 2008, 12 und 18 Uhr UT
Quelle der Karten:
Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald
Luftdruck (links) und der Blick nach Osten im Tiefkern (rechts)
Der Himmel zeigte viele Cumulonimben und kaum ziehende tiefere Wolken