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Orkantief »Wanda« vom 10.10.1997


Das Orkantief »Wanda« zog am Abend des 10. Oktober 1997 mit orkanartigen Böen über Schleswig-Holstein hinweg. Zu dieser Zeit konnte man auch auf den Satellitenbildern im sichtbaren Licht (VIS) noch viel erkennen. Zwischen November und Februar ist das Sonnenlicht in Nordeuropa schon zu schwach, um noch vernünftige Bilder zu erhalten; nur die Infrarotbilder sind dann braucbar. Dieses Orkantief gehörte daher zu den wenigen, die man auch mal im Bereich des sichtbaren Lichtes auf den Satbildern gut sehen kann.



Entwicklung des Kerns im Satellitenbild (MET, VIS)

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10.10.97, 09.00 UT 10.10.97, 10.00 UT
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10.10.97, 12.00 UT 10.10.97, 15.00 UT

Quelle der Satellitenbilder: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Die Entwicklung in der Bodenkarte

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09.10.97, 12.00 UT 10.10.97, 00.00 UT
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10.10.97, 12.00 UT 11.10.97, 00.00 UT

Quelle der Karten: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Meine Beobachtungen in Kiel

Eigentlich begann der 10. Oktober 1997 ganz normal. Es war sonnig und trocken mit einigen tiefen Wolken die so über den Himmel zogen. Da ich zu dieser Zeit auch ziemlich stark mit am Bau der Sternwarte II in Kronshagen beteiligt war, hatte ich auch viel zu tun und für die genaue Beschäftigung mit dem Wetter einfach nicht so viel Zeit.

Nachdem ich am Morgen das Satellitenbild aus dem Internet heruntergeladen hatte, fiel mir dann der stark ausgeprägte Tiefkern über der Nordsee auf. Die Wettervorhersagen kündigten wenig später einen Sturm für die Nachmittags- und Abendstunden mit Böen von bis zu 12 Windstärken an! Schnell kam Action auf und nun galt es erstmal die Dinge der Reihe nach zu erledigen: Zuerst einmal holte ich mir die Prognosekarten verschiedener Modelle aus dem Netz und sah mir die Entwicklung an: Das Tief sollte sich noch weiter vertiefen und dann langsam mit seinem Kern am Abend duch das Skagerrak ziehen. Das hieß dann das Schleswig-Holstein knapp südlich des Kerns liegen würde, also in dem Bereich wo die Windstärken in einem Sturmtief in unseren Breiten am höchsten sind!

Ersteinmal wurden alle Karten und Satbilder gespeichert, denn diese werden generell aufgehoben. Dann hatte ich vor, die ganze Entwicklung auch zu fotografieren. Noch war der Himmel fast klar, aber das würde sich bald ändern, wenn die Wolkenspirale des Tiefkerns näher kommt. Da das Satbild im Kernbereich keine geschlossene Wolkendecke, sondern eine flockige Wolkenstruktur zeigte, konnte ich davon ausgehen, das es sich hauptsächlich um tiefe Wolken (Stratocumulus) mit eingelagerten Schauern handelte.


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links: Cumulus am Mittag
rechts: Aufkommender Stratocumulus am frühen Nachmittag
© Mario Lehwald


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links: Dichter Stratocumulus am Nachmittag
rechts: Schauer am Abend
© Mario Lehwald


Am frühen Nachmittag fuhr ich mit einer Bekannten, die ebenfalls beim Bau der Sternwarte mit half, zur Sternwarte, um dort noch einmal nach dem rechten zu sehen, da das Dach noch nicht drauf war und der Bau nur mit einer Plane abgedeckt war. Die Plane wurde noch einmal gut gesichert. Während dieser Arbeit konnte man am Westhorizont einen vereinzelten Cumulonimbus sehen. Dieser zog rasch heran und es schauerte kurz aber kräftig. Der Wind wehte aus Südwest und erreichte während des Schauers kurz Bft. 6. Noch sah es eher ruhig aus. Anschließend fuhren wir so gegen 15 Uhr nach Eckernförde, wo sich noch das gleiche Bild bot. Als ich gegen 16 Uhr nach Kiel zurück fuhr, waren am Westhorizont schon mehr Schauerwolken zu sehen. Gleichzeitig zogen sehr tiefe Wolken rasch heran, die bei uns für Sturmtiefs typisch sind. Schnell noch einmal auf einem Feld angehalten und einige Fotos gemacht. Der Wind nahm schon etwas zu, erreichte aber noch keine Sturmstärke. Dann gings ab nach Hause.


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Ein einzelner Cumulonimbus am frühen Nachmittag
© Mario Lehwald


Zu Hause angekommen wurden erstmal die neuen Daten und Satbilder aus dem Internet geholt. Wenig später heulte der Wind sehr stark auf und erreichte volle Sturmstärke! Gleichzeitig tobte ein heftiger Schauer und der Sturm fegte den Regen fast waagerecht durch die Luft... Es ging los. Schnell noch die Videocamera holen und einige Minuten gefilmt. 10 Minuten später legte der Sturm auf der Rückseite des Schauers noch einmal kräftig zu und die Böen erreichten volle Orkanstärke. Bei den noch zum Teil belaubten Bäumen wirkte das schon fast beängstigend. Zum Glück war ich aber gerade zur rechten Zeit mit der Videocamera draußen.

Nachdem der Schauer durchgezogen war nahm der Wind wieder etwas ab, die Böen erreichten aber weiterhin Sturmstärke. Das Satbild zeigte den Tiefkern nun am Westausgang des Skagerrak - das Windmaximum ist erreicht worden. Weitere Schauer folgten am Abend und vereinzelt auch noch in der Nacht, während der Wind nach Mitternacht immer weiter abnahm.


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Orkanböen: zwei Ausschnitte aus den Videoaufnahmen am frühen Abend!
© Mario Lehwald

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