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Kaltfront


Hinter einer Kaltfront wird kühlere Luft herangeführt (Kaltluftadvektion). Dabei legt sich die schwerere Kaltluft unter die noch vor der Front liegende Warmluft und drückt diese nach oben. Dabei entstehen turbulente Wettererscheinungen mit kräftiger Wolkenentwicklung. Im Sommer bilden sich oft entlang der Front Cumulonimben, aus denen heftige Frontgewitter niedergehen. Man unterscheidet zwei grundsätzliche Arten von Kaltfronten:



Rasch ziehende Kaltfront

Diese Kaltfront verlagert sich rasch. Aufgrund der raschen Verlagerung bleiben die Temperaturgegensätze an der Front erhalten. Das Wolkenband ist meist schmal. Durch die geringere Reibung kommt die Kaltluft in der Höhe rascher voran. Die Frontfläche ist bis in etwa 2 Kilometern Höhe recht steil. Daher fallen die Niederschläge oder Gewitter hier schon vor der Front ("präfrontal").

Auf der Rückseite der Front kommt es durch absinkende Luftmassen rasch zur Aufklarung. Später setzen dann meist Konvektionen mit starken Quellwolkenentwicklungen ein, aus denen Schauer oder kurze Gewitter fallen. Man bezeichnet diese Art Kaltfront auch als Anafront.


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Rasch ziehende Kaltfront
© Mario Lehwald



Langsam ziehende Kaltfront

Dieser Kaltfronttyp wird im Kern- und im Randbereich von Tiefs angetroffen und verlagert sich nur sehr langsam. Die Frontfläche ist im unteren Bereich zunächst recht steil, wird dann aber schnell flacher. Durch die langsame Verlagerung gleitet die Warmluft vor der Front auf die Kaltluft hinter der Front auf. Das Wolkenbild ähnelt meist mehr dem einer Warmfront. Im Sommer können aber Cumulonimbuswolken mit eingelagert sein, die dann Schauer und Gewitter bringen.

Das Wolkenband ist meist breiter als beim vorherigen Typ und die Niederschläge fallen hier erst hinter der Front ("postfrontal"). In einiger Entfernung hinter der Front sinken die Luftmassen ab und es klart rasch auf. Später kommt es meist zur Konvektion und zur Entwicklung von Quellwolken mit Schauern oder kurzen Gewittern. Man bezeichnet diese Art von Kaltfront auch als Katafront.


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Langsam ziehende Kaltfront
© Mario Lehwald



Darstellung in der Wetterkarte

Kaltfronten werden in der Wetterkarte als Linie mit spitzen Höckern dargestellt. Werden diese farbig dargestellt, so wird die Kaltfront üblicherweise blau gezeichnet.


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Wetter an Kaltfronten

Nicht jede Kaltfront bringt gleiches Wetter. Das Wetter an einer Kaltfront hängt erstmal von dem Temperaturunterschied der beteiligten Luftmassen ab; je größer dieser ist, desto heftiger die Wettererscheinungen!

Ein weiterer Punkt ist die Neigung der Frontfläche. Es gibt Fälle, wo die Kaltluft in einer flachen Schicht in in Bodennähe zuerst einfließt. Dies führt dann zu einer Stabilisierung und die Wettererscheinungen an der Front sind nur schwach ausgeprägt. Anders ist es, wenn die Frontfläche steiler ist. In diesem Fall wird die Warmluft vor der Front sehr stark und turbulent gehoben, was entsprechend heftige Wettererscheinungen (mächtige Cumulonimben mit schweren Gewittern) mit sich bringt.

Manchmal kann man die Front direkt sehen als eine Linie aneinandergereihter und hochreichender Quellwollken. Meist versperren jedoch andere und tiefer liegende Wolken vor der Front diesen Blick.

Vor einer Kaltfront fällt der Luftdruck. Nach ihrem Durchzug steigt er jedoch normalerweise wieder an. Je heftiger die Front ist, desto stärker ist auch dieser Luftdruckfall mit anschließenden Anstieg! Auf der Rückseite der Front klart es aufgrund der absinkenden Luft rasch auf. Ein typisches Kennzeichen von Kaltfronten und auch Okklusionen ist die scharf abgeschnittene Rückseite, die auch auf dem Satellitenbild sehr gut zu sehen ist.

Im Winter bringen Kaltfronten oft länger anhaltenden Regen wie an der Warmfront. Aber auch hier gibt es keine Regel. So gibt es auch winterliche Kaltfronten, die Sturm, schwere Schauer mit Graupel oder Hagel und kurze Gewitter bringen. Dies habe ich besonders bei den Kaltfronten kräftiger Sturmtiefs oft erlebt.

Daneben gibt es auch Fälle, wo eine Kaltfront ziemlich unscheinbar mit nur dichten Wolken und / oder leichten Regen vorüber zieht. So mancher ist dann geneigt, die erste kräftige Schauerlinie hinter der Kaltfront als die eigentliche Kaltfront anzusehen!


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Lange und kräftige Kaltfront am 20. Juni 1999

Quelle der Karte: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald


Bei warmen Sommerwetter bilden sich vor Kaltfronten gerne Konvergenzlinien. Diese bringen meist sehr heftige Gewitter während es an der nachfolgenden Kaltfront meist recht harmlos zugeht, weil die Gewitter an der vorgelagerten Konvergenzlinie den Großteil der Energie aufbrauchen. Auch dies ist wieder eine Ausnahme von den üblichen Idealwetterabläufen!

Auch das typische Rückseitenwetter mit Wind, großen Quellwolken und Schauern bildet sich nicht hinter jeder Kaltfront aus. Die Ursache dessen liegt an den Temperaturen und der Schichtung der nachfolgenden Kaltluftmasse. Meist ist diese jedoch labil geschichtet und bringt dann das typische Schauerwetter. Manchmal ist die nachfolgende Kaltluftmasse aber auch stabil geschichtet, so dass das Schauerwetter ausbleibt.



Sondertypen von Kaltfronten

Die maskierte Kaltfront ist ein spezieller Typ. Im Winter bringen Kaltfronten im norddeutschen Flachland meist sogar eine Erwärmung mit sich. Das liegt daran, dass das Meer im Winter noch relativ warm ist. Die Luft hinter einer Kaltfront, die ja meist vom Meer her kommt, ist dann in den untersten Luftschichten erwärmt worden. Sie bringt dann einen Temperaturanstieg mit sich während in der Höhe dagegen eine starke Abkühlung erfolgt.

Eine doppelte Kaltfront (Splittfront) ist auch manchmal zu beobachten. Hier handelt es sich um zwei kurz hintereinander folgende Kaltfronten. Nach der ersten Kaltfront steigt der Luftdruck nicht wie gewöhnlich an, sondern nach kurzer Zeit fällt er wieder etwas. Dann kommt eine zweite Front die manchmal sogar noch heftiger zuschlägt als die erste. Erst nach der zweiten Front klart es gänzlich auf und es bildet sich das bekannte Rückseitenwetter mit Schauern.

Nahe dem Tiefkern steigt der Luftdruck hinter einer Kaltfront nicht wieder an, sondern er fällt weiter. Die Frontpassage äußert sich hier oft in einem kurzzeitigen Stop des Luftdruckfalls.


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Doppeltes Frontensystem über Frankreich am 3. Juni 2005

Quelle der Karte: Wetterzentrale
Bearbeitung: Mario Lehwald



Der typische Kaltfrontaufzug im Sommer

Die Bilderbuchkaltfront im Sommer zeigt eine typische Abfolge von Wolkenformen. Allerdings zieht längst nicht jede Kaltfront in genau dieser Form auf.


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Vorläufer von sommerlichen Kaltfronten bei warmen Wetter sind oft flockige oder nach oben quellende Altocumuluswolken.


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Am Horizont taucht eine Reihe aus Cumulus- und Cumulonimbuswolken auf, die langsam näherkommt.


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Die Eisschirme der großen Cumulonimbuswolken schieben sich über den Himmel, während der Himmel in der Richtung, aus der die Front kommt, immer dunkler wird.


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Häufig nähert sich aus der Richtung der kommenden Front eine Böenwalze. Oft sieht man auch Mammatuswolken als Zeichen von starken Turbulenzen.


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Beim Durchzug der Böenwalze kommen in Sekunden heftige Wind- oder Sturmböen auf. Kurz darauf öffnet der Himmel seine Schleusen.


Dieser Aufzug ist sozusagen die ideale Kaltfront! Oft ist aber der Himmel vor der Front schon mit anderen Wolken bedeckt (Altocumulus oder Stratocumulus), so das man die Front selber nicht sieht. Man wird in diesem Fall nur eine mehr oder weniger starke Verdunkelung des Himmelsteils, aus der die Front kommt, sehen.



Der Kaltfrontrückseite

Die Rückseite einer Kaltfront ist meist scharf wie mit einem Messer abgeschnitten. Diese Abgrenzung ist immer wieder eindrucksvoll und auch auf den Satellitenbildern deutlich zu sehen.


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Die Rückseite einer Kaltfront ist meist scharf abgeschnitten

© Copyright: 1998-2023 Mario Lehwald
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